Montag, 7. Juli 2014

Umweltbelastungen



Krebskrank durch die Umwelt



Warnung vor karzinogenen Stoffen (Quelle: wikipeda)




Immer wieder werden wir vor Stoffen gewarnt, die krebsverursachend oder karzinogen sein sollen. Alle diese Hinweise dürften zwar nicht falsch sein, nur sind sie für unser Leben nicht unbedingt hilfreich. Die tatsächliche Gefährlichkeit lässt sich kaum nachprüfen, sodass eigentlich nur die ohnehin bereits bestehenden Ängste vor Krebserkrankungen erhöht werden. Diese Warnungen schaffen also nicht unmittelbar einen selbstbewussten aufgeklärten Bürger, sondern eher einen hilflosen, der fast überall nur die Gifte sehen kann, vor denen er gewarnt worden ist.

Auch die bisherigen Forschungsergebnisse über die Entstehung einzelner Krebserkrankungen können in dieser ungewissen Situation kaum eine Hilfe sein, da man in vielen Fällen keine Ursachen nachgewiesen hat, sondern man nur Vermutungen besitzt. 


Allerdings lässt sich für viele kleine Teilräume ein unterschiedliches Risiko für eine Krebserkrankung feststellen, und das sogar trotz vielfältiger Ungenauigkeiten bei der Erfassung der Krankheitsmeldungen durch die Krebsregister.

Neben diesen Umweltfaktoren werden vor allem einige Lebensweisen wie das Rauchen oder Kontakte mit Asbest als Verhaltensformen genannt, die ebenfalls das Risiko für viele Krebserkrankungen erhöhen.


Wenn man objektiv prüfen will, ob eine Großanlage wie ein Kraftwerk oder eine Müllverbrennungsanlage das Krebsrisiko in einem Wohngebiet nachweisbar erhöht, ist daher eine sorgfältige statistische Auswertung der vorhandenen Daten der Krebsregister erforderlich. 

Zu diesen kleinräumigen Krebsstudien, die zumeist von den epidemiologischen Krebsregistern im Auftrag von Verwaltungsstellen erarbeitet wurden, wurden im Zusammenhang mit möglichen Belastungen in einem Bremer Stadtbezirk eine Reihe von kritischen Überprüfungen unternommen.



Epidemiologische Krebsregister als Datenfriedhöfe


Ein gravierendes Problem dieser Auswertungen ist die Datenqualität der Register, die nur sehr bedingt für die kleinräumigen Auswertungen geeignet sind, die sich mit möglichen karzinogenen Wirkungen von Großanlagen beschäftigen. Die Achillesferse sind dabei die tatsächlichen Expositionszeiten, d.h. die Zeitspannen, in denen die Zellen des späteren Krebspatienten den möglicherweise karzinogenen Einflüssen eines Schadstoffemittenten ausgesetzt waren. 

Im Modell erwartet man ein erhöhtes Risiko, wenn die Exposition des karzinogenen Stoffes mit einem Patienten zeitlich länger war. Dieser für einen ursächlichen Zusammenhang wichtige Zeitraum wird jedoch durch die Krebsregister aufgrund von Bestimmungen, die angeblich dem Datenschutz dienen, nur sehr unzureichend über den Wohnsitz der Patienten erfasst. Das verzerrt besonders eine Auswertung von Sterbefällen, wenn die Patienten kurz vor ihrem Tod in eine Klinik oder ein Hospiz umziehen und damit ihren Wohnsitz ändern. In diesem Fall würde man aufgrund der statistischen Daten diese "Sterbehäuser" als verantwortlich für die Todesfälle ermitteln.

Trotz dieser augenfälligen Schwierigkeiten werden immer wieder die Daten der Krebsregister herangezogen, da sie schnell und kostengünstig verwendbar sind. Man muss daher versuchen, mit diesen suboptimalen Daten auszukommen, um durch möglichst geschickte Auswertungen statistischen Zusammenhängen nachgehen zu können. 

Diese Register wurden ursprünglich angelegt, um einerseits einen Überblick über Krebserkrankungen in Deutschland und seinen Regionen zu erhalten, andererseits jedoch auch statistische Zusammenhänge zwischen möglichen krebserzeugenden Anlagen, wie Kernkraftwerken, Müllverbrennungsanlagen und -deponien oder Baumschulen zu erhalten.

Der letzte Aspekt ist für jeden Einwohnen besonders wichtig, da er durch die Wahl seines Wohnorts oder die Beseitigung einer gefährlichen Einrichtung sein Krebsrisiko selbst beeinflussen kann. In diesem Fall ist er also nicht den Zufällen einer Krankheit ausgeliefert, die weitgehend ohne eindeutig benennbare Ursache entsteht. Eine Bestimmung des kleinräumigen Krebsrisikos kann also als
Prophylaxe wichtig sein, und zwar als Ergänzung zu den vielfältigen Ratschlägen für eine möglichst gesunde Lebensweise. 

In vielen Fällen wurden die Daten der Krebsregister verwendet, um sie in kleinräumige Krebsstudien als Indikator für Umweltbelastungen zu benutzen. 
Wie die konkreten Erfahrungen in Bremen zeigen, bereitet die Verwendung jedoch große Schwierigkeiten, da sich die vorhandenen Krebsdaten nicht so verwenden lassen, wie man es eigentlich erwartet. 

In Bremen-Nord wurde diesen statistischen Auswertungsproblemen im Hinblick auf die Umweltbelastung an den Beispielen eines Stahlwerkes und von Anlagen zur Aufbereitung und Verbrennung von Sondermüll nachgegangen.




                 Warnung vor radioaktiven Stoffen (Quelle: wikipedia)






Vorliegende kleinräumige Krebsstudien



Eine kritische Diskussion der in Deutschland vorliegenden kleinräumigen Krebsstudien erfolgt in zwei Blog-Artikeln. Dabei beschäftigt sich der Beitrag "
Tot, aber statistisch gesund? Die Fragwürdigkeiten kleinräumiger Krebsstudien" generell mit den unbefriedigenden Ergebnissen dieser Auswertungen. So werden bestehende schwache Zusammenhänge üblicherweise als "nicht signifikant" klassifiziert und bei nachgewiesenen signifikanten statistischen Zusammenhängen zwischen Kontaminationen und einem erhöhten Krebsrisiko wird auf den fehlenden Nachweis einer Verursachung durch ein statistisches Verfahren verwiesen. Auf diese Weise dienen die Krebsstudien vor allem der Entlastung von Genehmigungs- und Kontrollbehörden, während ihre Aussagefähigkeit für die betroffenen Bewohner minimiert wird.


Diese Probleme treten auch, wie der Artikel "Wie (krebs-)krank macht uns die Umwelt?" zeigt, für die Bremer Untersuchungen auf, in denen es um die Belastungen durch ein Stahlwerk und zwei Sondermüllverarbeitungsanlagen geht. Dabei kann auf ein besonderes statistisches Verfahren eingegangen werden, mit dessen Hilfe das Bremer Krebsregister die Auswirkungen von Besonderheiten des individuellen Gesundheitsverhaltens in verschiedenen Wohngebieten auf die Ergebnisse ausschalten will.

Mit den möglichen Auswirkungen einer dritten Großanlage im Bremer Norden, den Boden- und Grundwasserkontaminationen eines unterirdischen Tanklagers, beschäftigt sich der Artikel "Besorgniserregende „Zufälle“ oder eine "Alternative Interpretation der Tanklager-Krebsstudie". Ein zentraler Diskussionspunkt ist dabei die Abgrenzung eines geeigneten Untersuchungsgebietes, weil hierdurch die Ergebnisse bereits im Voraus beeinflusst werden können.

Im Rahmen dieser regionalen Diskussion vorliegender Studien des Bremer Krebsregisters liegt noch ein ganz besonderer Fall vor, denn aus der veröffentlichten Häufigkeit von Krebserkrankungen in zwei Bremer Ortsteilen lässt sich eine signifikante Häufung von Leukämiefällen in einem der beiden Ortsteile errechnen. Die Einzelheiten hierzu findet man im Aufsatz "Die Rönnebeck-Anomalie. Auswertungen des Bremer Krebsregisters führen auf eine rätselhafte Spur."

Schließlich wird versucht, aus den Schwierigkeiten einer Verwendung der Daten, wie sie von den Krebsregistern auf einer gesetzlichen Grundlage erhoben werden, Vorschläge für eine Verbesserung der Ausgangsdaten abzuleiten. Auf diese Weise sollen sich die mit einem hohen Kosten- und Zeitaufwand erhobenen Daten über Krankheits- und Todesfälle besser für eine Ermittlung der kleinräumigen Umweltqualität eignen, wenn man den Teilaspekt des bestehendes Krebsrisiko betrachtet. 

Die ersten Überlegungen hierzu findet man in dem Artikel "Bevölkerungsbezogene Krebsregister auf dem Prüfstand. Schlussfolgerungen aus den bisherigen kleinräumigen Analysen der Krebsregister".


An dieser Diskussion einer Verbesserung der Krebsregister und ähnlicher Fragen kann sich jeder Leser über die Rubrik "Krebsregister in der Diskussion" beteiligen und seine Meinung bzw. Argumente hierzu in ein Forum stellen.

 

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