Samstag, 9. August 2014

Mülldeponie Grauer Wall



Geht nicht - gibt's nicht!



Vorschläge für eine kleinräumige Auswertung von Krebsregisterdaten auch in Bremerhaven







Dies ist eine Geschichte, die sich gar nicht so selten in unserem Land wiederholt. Bürger, die in der Nähe einer Mülldeponie wohnen, befürchten gesundheitliche Beeinträchtigungen durch die in ihrer Nähe abgelagerten Stoffe.

Zwar gibt es für Deponien klare gesetzliche Vorgaben, nur droht immer die Gefahr, dass es jemand aus Kostengründen mit der Beachtung der Vorschriften nicht so genau nimmt. Das ist zumindest die Lehre aus einer Reihe von Fällen, in denen zunächst vieles vertuscht werden sollte, bevor später nach und nach dann doch eine bedrohliche Wahrheit ans Licht gekommen ist. Beispiele sind die Deponien Ihlenburg bei Lübeck und Clppenburg-Stapelfeld
.

Um trotz dieser Befürchtungen mehr Sicherheit zu erhalten, fordern daher viele Anwohner eine Auswertung von Krebsregisterdaten, die ohnehin bereits aufgrund gesetzlicher Vorgaben erhoben werden und das nicht zuletzt auch für derartige Analysen, wie es bei der Verabschiedung des Gesetzes hieß.

Dennoch fehlt häufig den zuständigen Behörden, also vor allem den Gesundheitsämtern, die Bereitschaft dazu, wobei offenbar nicht nur der zusätzliche Arbeitsanfall stört. Einen solchen Konflikt gibt es gegenwärtig in Bremerhaven.


Die Auseinandersetzung die Deponie Grauer Wall in Bremerhaven


Seit Anfang dieses Jahres scheint es in Bremerhaven eine verkehrte Welt zu geben. Zumindest dann, wenn man das Verhalten der Grünen und der CDU gegenüber einer Bürgerinitiative im Ortsteil Speckenbüttel betrachtet.


Doch worum geht es genau?


Dort kämpft im nördlichen Ortsteil Speckenbüttel, wo sich unweit eines Gesundheitsparks die Mülldeponie "Grauer Wall" befindet, die Bürgerinitiative „Keine Erweiterung Grauer Wall“ (BIKEG) gegen ein Planfeststellungsverfahren, das eine Vergrößerung der Deponie ermöglichen soll.

Das Kernziel der BIKEG war es, die geplante und bereits genehmigte Erweiterung der Deponie durch eine Gerichtsentscheidung zu verhindern. Das ist jedoch zumindest vorerst misslungen, da die Klage gegen den Planfeststellungsbeschluss des Umweltsenators vom zuständigen Oberverwaltungsgericht Bremen mit einem Urteil vom 9. Mai 2014 abgewiesen wurde.

Damit hat sich die Auseinandersetzung in den politischen Bereich verlagert, wo es zu einer heftigen Kontroverse zwischen der CDU und den Grünen gekommen ist, die beide Speckenbüttel zu ihren Hochburgen in Bremerhaven zählen können.

So hat im Frühjahr die rot-grüne Koalitionsmehrheit eine bessere Überwachung der Staub- und Schadstoffbelastung beschlossen. Das reicht jedoch weder der Bürgerinitiative noch der CDU. Daher hat die CDU von der Stadt die Aufstellung eines Krebsregisters gefordert.
 

Diese Position der CDU führte zu einer harschen Kritik durch den umweltpolitischen Sprecher der Grünen, also einer Partei, die aus der Umwelt- und Bürgerinitiativenbewegung hervorgegangen ist. Er belehrte die Christdemokraten: „So einfach ist Opposition nicht, Forderungen der Bürgerinitiative einfach in einen Antrag zu nehmen“

Inhaltlich stellte er ein detailliertes Krebsregister für Bremerhaven in Frage, das für ihn "gar nicht möglich ist". Dabei nannte er als Grund die Größe der Stadtteile in Bremerhaven: „Unsere Stadtteile sind nicht so groß, dass wir das so weit herunterbrechen können“. (Miener, März 2014)

Nachdem inzwischen die Bürgerinitiative selbst eine Erhebung der Krebsfälle im Bereich der Mülldeponie begonnen hat, reagierte die CDU mit einem zweiten Vorstoß, um eine kleinräumige Auswertung der erhobenen Daten durch das Krebsregister zu erreichen. Darin wird kritisiert, "dass die rot-grüne Koalition das in der Seestadt unter anderem mit Verweis auf die Kosten verweigere." (Miener, August 2014)

Damit werden zwei Argumente gegen eine Auswertung vorliegender Daten des Krebsregisters des Landes Bremen für das Gebiet um die Mülldeponie "Grauer Wall" vorgebracht.


1. Eine Untergliederung des Stadtgebietes von Bremerhaven ist wegen dessen geringer Größe für eine kleinräumige Auswertung nicht möglich.


2. Eine kleinräumige Auswertung ist kostenintensiv.


Im Folgenden sollen beide Argumente geprüft werden. Dabei dient die Arbeit desselben zuständigen Krebsregister in der Stadt Bremen als wichtiger Maßstab.


Aktuelle Gliederung des Stadtgebietes von Bremerhaven



Auf den ersten Blick scheint sich die vorhandene statistische Gliederung des Stadtgebietes in die beiden Stadtbezirke Nord und Süd sowie neun Stadtteile und 24 Ortsteile für eine kleinräumige Auswertung von gemeldeten Krebserkrankungen nicht besonders gut zu eignen. Dafür ist ihre extrem unterschiedliche Größe verantwortlich, wenn man die hier interessierende Einwohnerzahl betrachtet. Sie schwankt bei den Stadtteilen zwischen 200 und 36.482 und bei den Ortsteilen zwischen 200 und 11.182 Einwohnern. Hier werden offenbar alte historische Einheiten weitergeführt, obwohl sie als statistische Raumeinheiten eine sinnvolle Auswertung eher verhindern,



Die kleinräumige Gliederung Bremerhavens

                                                Quelle: Webseite der Stadt Bremerhaven


Deswegen muss man jedoch nicht zwangsläufig auf diese vorhandenen Stadt- und Ortsteile verzichten, da sich kleine Areale mit Nachbarbezirken zu größeren Einheiten aggregieren lassen.

Dabei ist zunächst zu klären, welche Mindestgröße eine räumliche Bezugseinheit für die Auswertung von Daten des Krebsregisters haben muss und nach welchen Kriterien die Bezirke ausgewählt werden, die man zusammenlegen sollte.

Für die Auswertungen des Krebsregisters gibt es keine nach wissenschaftlichen Kriterien 
notwendige Untergrenze, sondern nur praktische Erfahrungswerte. Da die Fallzahlen von Krebserkrankungen innerhalb eines Jahres wie das Werfen eines Würfels auch immer eine Zufallskomponente enthalten, sinkt mit einer größeren Fallzahl das Gewicht des Zufalls, d.h. man kann bereits bei kleinen Abweichungen der Fallraten von Krebserkrankungen von einem Durchschnitt auf einen statistisch signifikanten Zusammenhang schließen.

Bei kleinern Fallzahlen, wie sie in der Regel mit einer geringeren Einwohnerzahl eines Ortsteils einhergehen, sind also stärkere Abweichungen von einem "Normalzustand" erforderlich als in größeren Raumeinheiten. Aber das muss kein Nachteil sein, wenn tatsächlich eine hohe räumliche Konzentration von Krebsfällen vorliegt.

Um hier zu einem praktischen Vorschlag zu kommen, kann als Untergrenze eine Einwohnerzahl gewählt werden, die das Bremer Krebsregister selbst kürzlich verwendet hat. Hier wird es also von dieser Seite kaum einen Einspruch geben können.

In einer Sonderuntersuchung zu mögliche Auswirkungen des Tanklagers Farge haben die Mitarbeiterinnen eine Auswertung ausschließlich für den Ortsteil Farge durchgeführt, der Ende 2012 2.836 Einwohner hatte. (Luttmann/ Eberle, S. 2)

Für Bremerhaven könnten damit ca 3.000 Einwohner pro Krebsregisterregion eine vertretbare Untergrenze sein.

Unter dieser Vorgabe soll anhand der vorhandenen statistischen Daten für die Stadt- und Ortsteile gezeigt werden, dass eine kleinräumige Gliederung des Stadtgebietes von Bremerhaven als Grundlage einer weiteren Auswertung der gemeldeten Krebserkrankungen keineswegs "unmöglich" ist, sondern nur ein paar sinnvolle räumliche Aggregationen verlangt.


Bremerhavens Stadtteile und ihre Einwohnerzahlen am 30.6.2013



Stadtteil
Einwohner
Weddewarden
555
Leherheide
15.918
Lehe
36.482
Mitte
12.021
Geestemünde
32.152
Schiffdorferdamm
2.500
Surheide
2.936
Wulsdorf
10.960
Fischereihafen
200
Quelle: Bevölkerungsstand nach kommunaler Fortschreibung am 30. Juni 2013  


Wie die Tabelle zu den Stadtteilen zeigt, genügten sogar 

1) Weddewarden

2) Schiffdorferdamm

3) Surheide und

4) Fischereihafen 


nicht dieser als Kriterium gewählten Untergrenze.

Entsprechendes gilt auf der Ebene der Ortsteile für Fehrmoor im Stadtteil Leherheide, Buschkämpen im Stadtteil Lehe und Geestemünde-Süd im Stadtteil Geestemünde. Damit sind also sieben Stadt- bzw Ortsteile so klein, dass sie mit benachbarten Gebieten zu statistischen Einheiten zusammengelegt werden müssen.

Als Zuordnungsprizipien bieten sich die bisherige Praxis der Statistik sowie eine Ähnlichkeit der Sozialstruktur an, da eine möglichst hohe Homogenität auf diesem Gebiet die Auswertungen durch das Krebsregister erleichtert. Das haben ganz besonders die Mitarbeiten des Bremer Krebsregisters betont. (Krebserkrankungen)

Bei der Wahlstatistik werden in Bremerhaven in drei Fällen die Briefwahlstimmen für jeweils zwei Stadt- bzw. Ortsteile gemeinsam ausgezählt, um hier kleine Fallzahlen zu vermeiden. Diese Vorgaben sollen hier übernommen werden, um eine möglicherweise wünschenswerte Vergleichbarkeit der Daten zu gewährleisten.

Als Indikatoren für die Sozialstruktur stehen auf einem aktuellen Stand Wahlergebnissse zur Verfügung, wobei vor allem die Höhe der Wahlbeteiligung wichtige Rückschlüsse auf den sozialen Status eines Gebietes zulässt. Die notwendigen Daten für die Bürgerschaftswahl 2011 sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt.



Wahlbeteiligung und Stimmenanteil der Parteien bei Bürgerschaftswahl 2011 (in %)


Ortsteil
WB
SPD
CDU
Grüne
Linke
FDP
BiW
NPD
Weddewarden
54,7
26,8
17,7
30,4
4,2
1,3
8,0
2,4
Königsheide
58,8
34,7
22,3
22,7
3,6
4,4
5,3
1,6
Fehrmoor
56,5
37,6
21,2
21,4
3,5
3,1
5,1
1,8
Leherheide-West
34,1
33,9
26,0
14,1
5,1
2,0
8,0
3,5
Speckenbüttel
68,9
29,1
27,6
27,0
2,6
5,2
4,0
1,0
Eckernfeld
52,1
34,6
19,3
23,6
4,3
2,8
7,4
1,8
Twischkamp
40,5
36,9
15,1
19,7
6,4
1,5
8,9
3,2
Goethestraße
34,0
29,6
12,0
24,4
8,5
2,0
8,8
4,8
Klushof
40,4
31,7
16,9
23,0
6,2
2,7
7,6
3,2
Schierholz
49,4
30,1
26,3
20,4
3,6
3,4
8,7
1,4
Buschkämpen
55,6
32,9
20,1
18,2
3,6
2,0
16,1
1,3
Mitte-Süd
49,5
33,6
23,2
19,9
4,8
3,9
5,4
1,9
Mitte-Nord
48,5
34,6
15,3
25,3
5,8
2,7
6,0
1,9
Geestemünde-Nord
50,5
33,0
22,4
21,2
4,6
2,9
6,1
2,5
Gestendorf
42,5
33,3
17,8
22,1
5,2
2,9
7,9
3,3
Geestemünde-Süd
46,3
41,0
14,0
17,8
5,3
1,6
10,6
2,6
Bürgerpark
52,1
31,8
26,1
22,7
3,0
3,5
6,3
1,0
Grünhöfe
42,7
37,9
18,3
18,0
5,8
2,6
8,4
2,5
Schiffdorferdamm
60,5
38,2
18,9
23,2
2,5
3,3
5,8
1,9
Surheide
65,0
42,0
18,5
21,4
3,6
3,2
4,7
3,5
Dreibergen
47,4
34,8
18,6
21,3
4,6
2,6
9,6
2,1
Jedutenberg
58,3
37,3
18,8
21,2
3,6
3,7
8,0
1,9
Wulsdorf
53,3
36,3
18,7
21,2
4,0
3,3
8,6
2,0
Fischereihafen
33,3
33,9
12,9
23,2
8,1
3,9
5,2
2,6
Bremerhaven
48,1
34,3
20,1
21,8
4,6
3,1
7,1
2,3
Quelle: Stat. Landesamt


Die weitere Bestimmung von geeigneten Teilräumen für das Krebsregister muss zwischen den Ortsteilen unterscheiden, die bereits allein mehr Einwohner besitzen als die festgesetzten 3.000 Einwohner, und denen, die dieses Kriterium nicht erfüllen.


Ortsteile, die das Kriterium einer Krebsregisterregion erfüllen
Ortsteile mit 3.000 Einwohnern und mehr
Einwohner
Königsheide
5381
Leherheide-West
7639
Speckenbüttel
3126
Eckernfeld
5317
Twischkamp
4396
Goethestraße
6971
Klushof
9673
Schierholz
6290
Mitte-Süd
5056
Mitte-Nord
6965
Geestemünde-Nord
6814
Geestendorf
11182
Bürgerpark
5163
Grünhöfe
6041
Dreibergen
5559
Jedutenberg
5401
QuelleBevölkerungsstand nach kommunaler Fortschreibung am 30. Juni 2013  


Die restlichen Stadt-und Ortsteile müssen nach den beiden festgelegten Kriterien anderen Teilräumen zugeordnet werden. Während das Kriterium der gemeinsam ausgezählten Briefwahlstimmen eindeutig ist, muss bei der Änlichkeit der Sozialstruktur eine Abwägungen stattfinden, wenn es mehrere Bremerhavener Nachbargebiete gibt.

Beim Ortsteil Fehrmoor entsprechen die Höhe der Wahlbeteiligung und die Anteile der drei großen Parteien weitgehend den Werten für Königsheide.

Geestemünde-Süd ähnelt Grünhöfe stärker als Geestendorf, wenn man die besonders hohen Anteile für die SPD und die Bürger in Wut betrachtet.

Schiffdorferdamm und Surheide, die beide eine Ergänzung benötigen, haben beide überdurchschnittlich hohe Wahlbeteiligungen und Anteilswerte für die Grünen.




Kriterien für die Aggregation kleinerer Stadt- und Ortsteile

Zu kleine Stadt- und Ortsteile Zusammenfassung mit … wie bei der Briefwahl (B) oder aufgrund einer ähnlichen Sozialstruktur (S)
Weddewarden Speckenbüttel (B)
Fehrmoor Königsheide (S)
Buschkämpen Schierholz (B)
Geestemünde-Süd Grünhöfe (S)
Schiffdorferdamm Surheide (S)
Surheide Schiffdorferdamm (S)
Fischereihafen Dreibergen (B)



Daraus ergeben sich zusätzlich zu den unveränderten Ortsteilen noch folgende aggregierte Krebsregisterregionen:



Aggregierte Bremerhavener Krebsregsterregionen


Krebsregisterregion
Einwohner
Speckenbüttel/Weddewarden
3681
Königsheide/ Fehrmoor
8279
Schierholz/ Buschkämpen
6999
Grünhöfe/ Gestendorf
8993
Schiffdorferdamm/ Surheide
5463
Dreibergen/ Fischereihafen
5759
QuelleBevölkerungsstand nach kommunaler Fortschreibung am 30. Juni 2013 
 

Fasst man die Ergebnisse der unverändert zu übernehmenden und der neu gebildeten Krebsregisterregionen zusammen, gelangt zu 17 Teilgebieten, für die in Bremerhaven Krebsdaten kleinräumig ausgewertet werden können und es bei Bedarf auch sollten.


Vorschlag für 17 Bremerhavener Krebsregisterregionen

Krebsregisterregion
Einwohner
Speckenbüttel/Weddewarden
3681
Königsheide/ Fehrmoor
8279
Leherheide-West
7639
Eckrenfeld
5317
Twischkamp
4396
Goethestraße
6971
Klushof
9673
Schierholz/ Buschkämpen
6999
Mitte-Süd
5056
Mitte-Nord
6965
Geestemünde-Nord
6814
Geestendorf
11182
Grünhöfe/ Gestendorf
8993
Bürgerpark
5163
Schiffdorferdamm/ Surheide
5463
Dreibergen/ Fischereihafen
5759
Jedutenberg
5401
QuelleBevölkerungsstand nach kommunaler Fortschreibung am 30. Juni 2013  



Diese Krebsregisterregionen, in denen im Durchschnitt knapp 6.700 Einwohner leben, weisen aufgrund der Aggregation eine deutlich geringere Spannweite als die Stadt- und Ortsteile auf, denn sie liegt zwischen 3.681 und 11.182 Einwohnern. 

Sie sind damit erheblich einheitlicher als die ursprünglichen Stadt- und Ortsteile, ohne dass deswegen auch nur eine Neuauszählung von Ursprungsdaten erforderlich ist. Eine einfache Aggregation von Stadt- und Ortsteilen nach zwei transparenten Kriterien führt zu dieser Ausweisung von Krebsregisterregionen, mit deren Hilfe sich die Daten des Krebsregisters kleinräumig auswerten lassen und möglicherweise auch andere kleinräumige Daten Bremerhavens übersichtlicher aufgearbeitet werden können.


Der Kostenaspekt 


Da für eine Auswertung der vorhandenen Krebsdaten keine zusätzlichen Daten ermittelt werden müssen. fallen nur Kosten für eine ergänzende Programmierung an. Genauer gesagt, muss für Bremerhaven nur das nachgeholt werden, was für die Stadt Bremen bereits Standard.

So erfolgt der Ortsbezug der Kranken bzw. Toten durch das Krebsregister zunächst nicht nach Ortsteilen, sondern als Geocodierung nach den Gauß-Krüger-Koordinaten. Ausgangsdatum ist dabei jeweils die Adresse zum Zeitpunkt der Diagnose bzw. des Todes. Diese Koordinaten müssen dann durch ein Programm, das für die Stadt Bremen bereits vorliegt, auf Bremerhaven übertragen werden. Der Aufwand wäre also für das Krebsregister sehr überschaubar. Das sieht jedoch ganz anders aus, wenn eine Bürgerinitiative diese Daten erst selbst erheben muss.



Probleme bei Krebserhebungen durch Bürgerinitiativen


Wenn die Bremerhavener genau wie die Bremer ihre Verpflichtungen gegenüber dem Land Bremen erfüllen, sollte man erwarten könne, dass auch die Einwohner beider Städte von einer Institution des Landes, also in diesem Fall dem Krebsregister, gleich behandelt werden.

Vom zeitlichen Aufwand muss man dabei bedenken, dass es für eine Bürgerinitiative eine kaum lösbare Aufgabe ist, die Krebserkrankungen in einem Untersuchungsgebiet vollständig zu erfassen. Dem stehen in der Regel Befürchtungen wegen des Datenschutzes und eine nur geringe Auskunftsbereitschaft in diesem sensiblen Fragenkreis entgegen. Auch sind bei möglichen Interviewpartnern nicht immer exakte Kenntnisse der genauen Krebserkrankungen zu erwarten, wenn es sich um ältere Fälle handelt.

Dabei sind vollständige und detaillierte Daten zu den jeweiligen Einzelfällen von zentraler Bedeutung, da nur so über ein erhöhtes Krebsrisko und eine mögliche Verursachung entschieden werden kann, da sich die Ursachen etwa von Lungenkrebs und Leukämien unterscheiden. Das gilt vor allem für eine Beeinflussung durch Giftstoffe in der Luft oder im Wasser, wie sie bei Mülldeponien eine Rolle spielen.

Diese Aufgabe, die durch die Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung einer Bürgerinitiative aufgebürdet werden soll, erscheint geradezu absurd, wenn genau diese Daten bereits vorhanden sind und nur durch einige Programmbefehle den Krebsregionen zugeordnet werden müssten, wie sie hier vorgeschlagen werden.

Diese Verweigerug einer Leistung, die in Bremen für das Tanklagerareal in Farge, wenn auch nicht nach der Wünschen der dortigen Bürgerinitiative bereits dreimal erfolgte, sollte man den Anwohnern der Mülldeponie "Grauer Wall" nicht verweigern. Das widerspricht dem juristischen Geichheitsgrundsatz, von dem rein menschlichen Aspekt der mühsamen Sammlung von Einzelfällen in vielen Straße durch betroffene Bürger einmal ganz abgesehen, während eine Behörde bereits genau diese Daten digital gespeichert und auswertbar besitzt.


 Quellen:


Krebserkrankungen im Land Bremen 2000 – 2005. Schwerpunktthema: Soziale Ungleichheit in der Krebsinzidenz und –mortalität.7. Jahresbericht des BKR, Bremen 2009.


Luttmann, Sabine und Eberle, Andrea, Stellungnahme zur Beiratssitzung beim Ortsamt Blumenthal am 19.06.2013 bzgl. der „Kleinräumigen Analyse zur Krebsinzidenz in der Region um das Tanklager Farge“, Bremen Juli 2013.

Miener, Frank, Streit um Deponie in Bremerhaven. Hitzige Debatte im Stadtparlament, in: Weser-Kurier vom 17.03.2014.


Miener, Frank, CDU fordert Krebsregister. Streit um Deponie in Bremerhaven, Weser-Kurier vom 05.08.2014.

Statistisches Landesamt Bremen (Hg.), Wahlen im Land Bremen. 22. Mai 2011. Landtagswahl. Bremische Bürgerschaft. Teil 2: Ergebnisse in den Ortsteilen. Endgültiges Wahlergebnis, Bremen 2011 (Statistische Mitteilungen. Heft 113).


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